Sonntag, 5. Juli 2015
Aller Anfang ist schwer
Es gibt zufälle, die gibt es einfach nicht, denkt sich Mia als sie den Mann ihrer Träume kennenlernte. Wie durch Zauberhand fiel sie ihm in die Arme. Sie stolperte über einen Stein, fiel vorn über direkt in die starken Arme des wunderschönen Mannes, die sie fest hielten um sie vor dem Stürzen zu bewahren. „Oh, danke“, lachte sie freundlich und schaute in seine Augen. Wie warm sie leuchteten. Einfach herzerwärmend.

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Man könnte meinen, es wäre Liebe auf den ersten Blick gewesen. Doch der Mann sagte nur: "Gern geschehen", und ging weiter. Mia schmollt jetzt. "Soll ich noch hinterher und nach seiner Nummer fragen?", dachte sie sich und zögerte. Hin, her, hin, her. Ja, nein, ja, nein. Oder doch? Schon ist er um die Ecke verschwunden. Jetzt schmollt Mia noch mehr. "Ach hätte ich bloß. Aber wahrscheinlich ist er eh vergeben." Vielleicht war er auch so mit sich selber beschäftigt, dass er gar keine Zeit für solch eine Begegnung, wie Liebe auf den ersten Blick, hatte. Mia geht hinkend weiter. Ihr Knöchel tut ihr etwas weh. Sie sieht ein Café, auf das sie hingeht und setzt sich erstmal, um sich ein Eistee zu bestellen. Es ist gerade sehr warm. Die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings strahlen auf sie herab. "Ja ja, die Frühlingsgefühle. Meine Hormone spinnen einfach jetzt. Warum sollte er denn jetzt "Mr. Right" sein? Weil er mich mit seinen starken Armen aufgefangen hat?" Sie verträumt lächelt sie in sich hinein. "Schön wär es ja."

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Aller Anfang ist schwer
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„Ist doch alles scheiße“, flucht Mia. „Was ist denn los?“, fragt Beate, die gerade am Wohnzimmertisch sitzt und auf Mia wartet, während sie entspannt die Katze Pina krault. Sie wollen sich auf den Weg ins Café „Kalkuso“ machen. Das neue In-Café, wie die beiden vor einer Woche durch die nervige Nachbarin erfahren mussten. „Ich finde meine Wohnungsschlüssel nicht!“, rief sie nun aus der Küche. Überall wühlt sie herum. Das Wohnzimmer sieht aus, wie ein kleines Schlachtfeld. Die Kissen sind auf dem Boden geworfen worden und der Esstisch ist sowieso noch vom Essgeschirr vollgestellt. „Denk mal nach, wo du das letzte Mal mit dem Schlüssel gewesen bist!“, ruft Beate nun zurück. Sie steht wider Willen auf, um ihr bei der Suche behilflich zu sein. „Ich weiß nicht. Ich habe einkauft“, denkt Mia nun nach. „Ich ging mit den Einkaufssachen in die Küche, wie immer eigentlich. Und habe die Lebensmittel ausgepackt…warte, ich habe da eine Ahnung. Könnten die Schlüssel…“, Mia bricht ab und geht in die Küche zum Kühlschrank. „Du meinst doch wohl nicht wirklich“, Beate fängt an zu lachen. Mia macht den Kühlschrank auf und schaut in die Fächer hinein. „Da! Ha ha ha. Ich habe sie gefunden.“ – „Na super, Mia. In den Kühlschrank hast du sie gelegt. Wie denn das?“ – „Frag mich nicht.“ Mia zuckt mit den Schultern. „Hauptsache, die sind wieder da und wir können jetzt los.“ – „Willst du nicht eben aufräumen?“ Mia schaut sich um. „Na toll. Ok. Die Kissen aber nur. Das Geschirr spüle ich jetzt nun wirklich nicht mehr. Später also. Wir wollen doch los.“, entschuldigt sich Mia für ihre unkoordinierte Unsauberkeit. „Hab keine Lust jetzt.“ – „Ok. Dann halt später.“ Die beiden machen sich lachend auf zum „Kalkuso“. „Wie du in dem Saustall leben kannst?“, maßregelt Beate sie. „Ich bin doch eh unterwegs jetzt. Wir können auch noch später spülen. Außerdem, tu mal nicht so, als würde ich meine Wohnung schmutzig halten.“ – „Sorry, werd´ bloß nicht zickig.“ – „Ach quatsch.“
Im Fahrstuhl im Erdgeschoss angekommen war die Launerei schnell verflogen. „Hallo Erik“, kommt von den beiden wie aus einem Munde. „Hallo ihr zwei. Na, wieder unterwegs?“ Erik ist der Hausmitbewohner aus dem 3. Stock. Sein in den Himmel gestyltes Haar erinnert an ein Model für eine Styling-Dauerwerbesendung von L´oreal. „Ja“, kam wieder aus einem Munde - leicht kichernd. „Hast du nicht lust mitzukommen?“, fragt Beate mit verzauberndem Lächeln. Mia ist plötzlich starr vor Schreck. „Danke euch. Aber ich muss gleich zum Training.“ – „Ach. Was trainierst du denn?“, fragt Beate weiter. Mia findet das ganz schön forsch. „Handball. In zwei Wochen haben wir ein Spiel. Da wird jetzt jede Woche hart trainiert.“ Mia ist hin und weg. >Er beim Sport. Hmmm... wie er wohl verschwitzt in seinem Muscle-Shirt aussieht<? Sie bekommt nicht mehr viel mit und merkt nur, wie Beate sie am Arm zerrt um raus zu gehen. „Tschüß!“, warf Mia noch in den Flur hinein ohne einer Ahnung, was jetzt eigentlich gewesen ist. „Mia. Der Kerl ist ja echt nicht zu verachten. Sportlich, super Haar und ein Lächeln. Hmmmm. Weißt du, ob er Single ist?“ – „Beate! Brauchst du etwa wieder Frischfleisch?“ – „Was ist das denn für ein Ausdruck. Du bist ja gut. Frischfleisch. Klingt ja so… ach egal. Guck mal. Die Sonne scheint.“ – „Ja Beate, es ist Sommer. Wechsel nicht das Thema.“, witzelt Mia. „Ich höre lieber auf so zu reden, denn sonst wirst du noch eifersüchtig.“ , witzelt Beate. „Ich? Eifersüchtig? Bei dem Kerl? Niemals!“, spottet sie und muss selber dabei lachen. „Vorsicht, es ist rot!“ Die beiden steuern einer Ampel zu. Die Straße ist sehr befahren und Beate scheint es so, dass Mia gerade überhaupt nicht auf den Verkehr achtet. Vorsichtshalber hält sie Mia am Oberarm fest, bevor sie noch weiter läuft. „Oh.“ Mia wird aus ihren Gedanken gerissen.